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Ankündigung Bericht

Aktuelles (IV) aus Ste. Marie-aux-Mines

Unsere Freunde halten uns über die aktuellen Entwicklungen stets auf dem Laufenden, so dass wir die wichtigsten Entwicklungen auch mitteilen können. Dafür einen ganz herzlichen Dank!

Das Leben in Ste. Marie-aux-Mines

Eigentlich wollten wir Anfang November in unsere Partnerstadt fahren, um auf dem Gelände der „Ferme Argentin“, einem pädagogischen Bauernhof der Behinderteneinrichtung „Les Tournesols“, einen Obstbaum einer alten Obstsorte als Zeichen unserer Freundschaft und Verbundenheit zu pflanzen. Auf dem Bauernhof wird, wie auf einer Zeitreise im Freilichtmuseum, die Geschichte der Landwirtschaft von der Steinzeit bis zur Moderne und in der Zukunft dargestellt. Für jede Epoche wird typisches Getreide, Obst oder Gemüse im passenden Umfeld und den der Epoche entsprechenden Methoden angebaut, und es werden für jedes Zeitalter passende Nutztiere gehalten. In einem aquaponischen Gewächshaus wird die Fischzucht mit der Nutzpflanzenproduktion in Hydrokultur kombiniert. In diesem Umfeld hätte unser Baum seinen Platz gefunden. Doch auch hier hat uns Covid-19 leider einen Strich durch die Rechnung gemacht – wieder können wir keine Freunde besuchen, obwohl dieses Mal die Grenzen nicht geschlossen sind. Unsere Freunde sind sehr viel härter von den Maßnahmen getroffen als wir: viel strengere Kontaktverbote, viel strengere Vorschriften, die das Verlassen der eigenen vier Wände überhaupt erlauben.

Obwohl alle Großveranstaltungen, wie z.B. die Mineralienbörse oder auch die Modemessen ausfallen mussten, hat sich den Sommer über Einiges in Ste. Marie getan: so wurde eine Mikro-Brauerei eröffnet, es hat eine neue Eisdiele eröffnet, in der handwerklich hergestelltes italienisches Eis angeboten wird, und es hat ein neues Caféhaus eröffnet, in dem selbstgemachte Kuchen und kleine Mittagsimbisse angeboten werden. Außerdem wurde eine Wasserstoff-Tankstelle eröffnet.

Weihnachtlich dekorierte Straße in Ste. Marie-aux-Mines (Bild: Gottfried Necker)

Seit Samstag, 28.11., dürfen die „nicht-relevanten“ Geschäfte nach dem harten Lockdown wieder öffnen. Man hofft nun, dass die Einwohner auch lokal einkaufen und ihre Händler nicht im Stich lassen. Die Restaurants müssen aber voraussichtlich bis zum 20.01.2021 geschlossen bleiben. Viele Restaurants bieten daher, wie bei uns, „Essen zum Mitnehmen“ an. Nach wie vor benötigt man eine „Ausgangsbescheinigung“, sobald man seine Wohnung verlässt. Der „Aktionsradius“ hat sich aber vergrößert. Unsere Partnerstadt bereitet sich auf Weihnachten vor: die Weihnachtsbeleuchtung wird angebracht, und die Bewohner können sich, wie im letzten Jahr, an der Teddybären-Challenge beteiligen, um die Fenster und Fassaden zu verschönern.

Das festlich beleuchtete Theater in Ste. Marie-aux-Mines (Bild: Kay Merten)

Neuigkeiten aus dem Rathaus

Das Rathaus von Ste. Marie-aux-Mines (Bild: Gottfried Necker)

Sie erinnern sich: Claude Abel, der langjährige Bürgermeister, wurde mit 15 Stimmen Vorsprung von Noëllie Hestin geschlagen. Er hatte beim Verwaltungsgericht Strasbourg wegen Unregelmäßigkeiten in verschiedenen Wahllokalen Einspruch erhoben. Am 30. September wurden die Kommunalwahlen in Ste. Marie für „ungültig“ erklärt und das Wahlergebnis annulliert.

Die neu gewählte Bürgermeisterin blieb bis 17. November im Amt und der Gemeinderat wurde aufgelöst. Stattdessen wurde von der Präfektur eine 3-köpfige Kommission eingesetzt, die die Geschicke unserer Partnerstadt seit 18.11.2020 kommissarisch verwaltet. Sie besteht aus dem Vorsitzenden Francis Kolb sowie den Stellvertretern Yvette Baumann und Jean-Luc Stintzy. Alle 3 Personen stammen aus dem Département „Haut-Rhin“, sind aber nicht wohnhaft in Ste. Marie, haben Erfahrung in der Kommunalverwaltung und befinden sich eigentlich im Ruhestand. Ihre Befugnisse beschränken sich auf rein administrative Angelegenheiten. Der Vorsitzende des Gremiums darf auch als Standesbeamter fungieren. Hochzeiten sind also nach wie vor möglich (sofern es die Pandemie nicht verhindert). Anders als ein gewählter Bürgermeister ist er aber nicht Polizeichef. Somit muss er auch nicht damit rechnen, mitten in der Nacht wegen eines Notfalles gerufen zu werden!

Da Noëllie Hestin die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes nicht angefochten hat, soll es spätestens in 3 Monaten Neuwahlen geben. Die Kommission bleibt im Amt, bis ein neuer Gemeinderat gewählt ist. Sie muss die Neuwahlen organisieren, und darf dann auch die Wahlergebnisse verkünden. Eigentlich endet die Amtszeit der Kommission am 18.02.2021. Da aber aufgrund der nach wie vor bestehenden Pandemie unklar ist, ob die Wahlen überhaupt unter gesundheitlichen Sicherheitsaspekten stattfinden können, ist auch dieser Termin fraglich. Denn zumindest ein Wahlkampf von 6 Wochen sollte eingerechnet werden. Sowohl Claude Abel als auch Noëllie Hestin haben bereits angekündigt, wieder zu kandidieren und ihre jeweiligen Listen wieder anführen zu wollen. Die Lage in unserer Partnerstadt bleibt also spannend, und wir werden sie weiterhin mit viel Interesse verfolgen. (VS)